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Sonntag, 18. Oktober 2020

VOGESENKANAL und SAÔNE – Sept.2020 – Trotz Corona (âtsch!)

 VOGESENKANAL und SAÔNE – Sept.2020 – Trotz Corona (âtsch!)

 Reiselogbuch Horizon 2

Nicht nur ein Logbuch sondern auch ein Pantry-Report für die kulinarische Versorgung zum Nachkochen


26.9.2020

In diesem Herbst verbringen wir wieder einmal eine Woche in den Vogesen, da uns die Gegend letztes Jahr so gut gefallen hat. Diesmal sind wir zu viert: Der Captain, Rüdiger, meine Freundin Bärbel, der Bordhund Antonio und ich. Wir probieren diesmal ein Boot von "LeBoat" aus, die Horizon2, in Fontenoy-le-Chateau. Leider müssen wir aber erfahren, dass der Kanal oberhalb von Fontenoy nicht mehr sehr weit (Schleuse 21) befahren werden kann, da die Wasserreserve, die vor zwei Jahren ausgelaufen war, wegen der andauernden Trockenheit noch nicht wieder aufgefüllt werden konnte.

Am frühen Samstag Nachmittag kommen wir an der Basis von LeBoat an und dürfen die "Horizon2" gleich übernehmen – sie kommt uns riesengroß vor. Man betritt sie von achtern über eine kleine Badeterrasse, wobei man eine große Sitzbank umgehen muss. Der Kai ist ziemlich hoch - damit haben meine von Arthrose geplagten Knie einige Schwierigkeiten, also ringt man sich schließlich durch, mir eine kleine Tretleiter zu bringen, die mir eine Zwischenstufe zum Herabsteigen bietet.

Wir schauen zuerst in die Kabinen. Rüdiger hat schon bei der Reservierung beschlossen, dass er die kleine (Kinder-)Kabine in Beschlag nimmt. Die große Bugkabine sollte für uns Mädels sein, mit zwei separaten Betten – wir wurden bei der Reservierung extra danach gefragt. Leider erweist sich dies als Irrtum und wir finden ein einziges, großes Bett vor, mit nur einer Steppdecke und zwei kleinen Kopfkissen. Also müssen wir das fehlende Material noch reklamieren. Das enorme, unnötig große Bett nimmt die gesamte Kabine ein und lässt gerade mal einen halben Quadratmeter Platz zum Umzuziehen. Es macht das Verstauen der Reisetaschen schwierig, da der Stauraum darunter nur sehr schwer zugänglich ist. Zum Glück sind wir nur zu zweit und haben nur kleines Gepäck dabei.

Jede Kabine hat eine eigene (elektrische!) Toilette mit Duschkabine, geräumig genug, um sich ordentlich die Haare zu waschen, obwohl der Ablageplatz für Toilettentaschen und Utensilien etwas klein ist. Trotzdem – wir sind begeistert.

Unser Gepäck einsortiert, wenden wir uns dem Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile zu. Er ist geräumig, es ist genug Platz für unsere Vorräte, die wir in geübter Weise einladen, indem wir zu dritt eine Kette bilden.

Meine jahrzehntelange Erfahrung in Ferienwohnungen für den Wintersport hat mich gelehrt, unsere Mahlzeiten so einfach wie möglich zu halten, den Hauptteil davon schon vor Abfahrt zu Hause vorzubereiten und den "Verzehrplan" je nach Haltbarkeit der Lebensmittel zu gestalten. Diesmal haben Bärbel und ich die Menus schon für die ganze Woche vorbereitet, was ein Minimum an Arbeit bedeutet. Einige Sachen haben wir in kleine Plastikeimerchen gefüllt, die wir jetzt im großen Kühlschrank und dessen Gefrierfach verstauen. Ich habe sogar einen ganzen Maronenkuchen dabei, den es später zum Nachtisch oder zum Kaffee gibt. Ein Körbchen mit Gewürzen stellen wir auf die Arbeitsplatte, die Tee-Reserve und die Knabbersachen finden ihren Platz in einer der Schubladen.

In der Küche ist genug Platz – leider wurde dieser nicht genutzt, um ausreichend Geschirr unterzubringen, wieder einmal sind wir froh, nur zu dritt zu sein. Das Tischgeschirr besteht aus riesengroßen, viel zu schweren Tellern aus der "großen Gastronomie", daneben gibt es nicht genügend kleinere Teller und nur ein paar Salatschüsselchen. Weiterhin finden wir zwei Gratinformen und zwei große Schüsseln. Das ist alles. Gläser und Tassen sind ausreichend vorhanden, aber eine ganze, tiefe Schublade wurde für das gerade mal ausreichende Besteck verschwendet. Wir vermissen Plastiklöffel und stellen fest, dass sämtliche beschichteten Kochtöpfe und Pfannen total verkratzt sind. Ich organisiere noch drei Eierbecher für das Frühstück aus dem Fundus der Basis, dann sind wir endlich eingerichtet.

Leider fehlen uns noch unser Trink- und Teewasser und noch einige Dinge, deshalb fahren Rüdiger und ich nach Bains-les-Bains in den Intermarché-Supermarkt und besorgen, was noch gebraucht wird. Wir haben es uns aus reiner Vorsicht zur Regel gemacht, dass wir zum Trinken und zur Teezubereitung nicht das Tankwasser benutzen.

Es regnet in Fontenoy-le-Chateau...

An diesem Abend gibt es ein "Velouté" (pürierte Suppe) aus Karotten und Hokkaido-Kürbis mit Kokoscreme, mit frischem Baguette-Brot und ein paar Scheiben Trockenwurst aus den Cevennen. Auch der "Bordhund" Antonio bekommt seine Fleischdose mit vorbereitetem Reis und Karotten aus einem Eimerchen....

Beim Kochen laufen die Scheiben rundum an, wir öffnen das Schiebefenster über dem Herd. Leider ist es nachher unmöglich, dieses Fenster von innen her wieder zu schließen. Einer muss es von draußen anheben, während jemand von innen die Schließung bedient.

Als das Geschirr gespült, die Küche wieder aufgeräumt ist und der Bordhund draußen noch schnell sein Bein gehoben hat, sinken wir erschöpft in die Kojen.


27.9.2020

Beim Aufwachen höre ich den Regen auf das Boot prasseln. Um den Bordhund zu seinen morgendlichen "Geschäften" zu begleiten, muss ich die Wanderschuhe und den Anorak anziehen, Antonio ist gar nicht begeistert, als ich ihm den Kai hinaufhelfe und mit ihm bis an den Bach gehe. Ziemlich nass kommen wir wieder zurück. Wir frühstücken ausgiebig und lassen uns Zeit – schließlich haben wir es nicht eilig. Die Boote, die ebenfalls ab Samstag gemietet waren, sind schon alle ausgelaufen, trotz des strömenden Regens. Wir drei Rentner beschließen, uns nicht verrückt zu machen und auf besseres Wetter zu warten. Zu Mittag gönnen wir uns einen Apéritiv aus Toastscheiben mit geräucherter Dorschleber bestrichen und einem Glas Baden-Württemberger Spätlese. Danach gibt es Kabeljau-Filet in Kräuterbutter im Backofen mit Tomaten-Basmati-Reis, begleitet von einem halben Glas "Côte-de-Provence" Rosé und zum Nachtisch ein Stück Maronenkuchen.

Der Regen wandelt sich in "bretonisches Nieseln", wir machen ein Familienspiel und bleiben im Boot. Die Heizung funktioniert, wir haben Landstrom, was will man mehr. Gegen Abend machen wir einen kleinen Spaziergang, just bevor es wieder richtig anfängt zu regnen.

Ab dann sind unsere Abendessen "auf deutsche Art" gestaltet, d.h. etwas Rohkost, Brot, Butter, Wurst, Käse.



28.9.2020

Als wir am nächsten Morgen wach werden, hatte der Regen aufgehört.  Rüdiger hatte dem Bäcker schon einen Besuch abgestattet und frische Baguette lag für's Frühstück bereit. Diesmal beeilen wir uns und machen die Horizon2 startklar. Um 9Uhr30 dümpelt sie in den Kanal hinaus und langsam auf die erste Schleuse zu, die nur durch einen engen, in die Felsen gehauenen Kanal zu erreichen ist.

In aller Eile nehmen wir noch das Bimini herunter – beinahe hätten wir es vergessen!

Der Kapitän steuert die Harizon2 nur ganz vorsichtig auf die Durchfahrt zu, er muss sich erst noch an das Schiff gewöhnen.

Wir schaffen es mit Ach und Krach durch den engen Felsenkanal und die Schleuse, dann versuchen wir es etwas schneller auf der geraden Strecke – doch die Horizon schlingert, und es gelingt kaum, sie zu bändigen. Also fahren wir am Anfang sehr langsam, um erst ein Gefühl für das Ruder zu bekommen. Langsam arbeiten wir uns vor durch die Schleusen von Montmotier, Gros Moulin, Ambiévillers. Nachher gibt es ein paar schöne Kurven im Kanal, hier darf ich zum ersten Mal die Horizon steuern, denn ich liebe es, Kurven zu fahren. Auch die Engstelle kurz vor "Pont de Bois" kann ich ganz langsam bewältigen. Vor der Schleuse "Pont de Bois" gibt es einen sehr schönen Anlegeplatz, an dem ich zum Mittagessen anlegen darf. Es ist das erste Mal für mich und ich schaffe es, das große Boot ohne viele Manöver genau an der Stelle zu stoppen, wo wir letztes Jahr schon angelegt hatten.  Dieser Platz ist angenehm ruhig, mit viel Grün und verfügt außerdem über eine Wasserstelle. Unser Mittagessen besteht diesmal aus Pellkartoffeln mit von mir und Bärbel schon vorher zubereitetem Heringssalat, zum Nachtisch gibt es diesmal eine Schokocreme.

Leider befindet sich aber der Radarempfänger für die automatische Öffnung der Schleuse noch etwas weiter hinter unserem Anlegeplatz. Wir möchten die Sprechanlage an der Schleuse nicht betätigen, um VNF um die Öffnung der Schleuse zu bitten, also nehme ich das Fahrrad und radele ein Stück zurück am Kanal entlang und piepse die Empfängersäule von dort an. Dann schnell zurück zum Boot und das Fahrrad wieder einladen, denn bald ist die Schleuse bereit und die Tore öffnen sich.

Wir fahren in Schlangenlinien weiter durch die Schleusen Bois de Selles, Carrières de Selles, am Pont Tournant in Selles vorbei  und noch durch die Schleuse Village de Selles. Auf dieser Strecke erscheint die Natur noch erstaunlich intakt – Zum ersten Mal in meinem Leben ist es mir vergönnt, einen Eisvogel zu sehen. Er ist sehr schnell und huscht nur zwei Mal vor dem Boot hin und her, aber sein strahlend türkisblaues Gefieder macht ihn unverwechselbar.

Nach ein paar Kilometern erreichen wir unser Tagesziel, die Anlegestelle "Bois de Barbie" in freier Natur, weit weg von allem, wo wir die Nacht verbringen wollen.

Wir bekommen aber unerwarteten Besuch von vier Personen auf einem Boot von Locaboat. Sie haben eine drollige Art anzulegen: Sie fahren den Bug des Bootes gegen die Kaimauer, die beiden Männer springen heraus, ziehen das Boot mit den Leinen an den Kai heran und machen fest.

Kurz darauf taucht eine blonde Dame in ihrer Gesellschaft im Badeanzug auf, springt definitiv todesmutig ins schmutzige Kanalwasser. Sie taucht unter prustenden Kältebezeugungen wieder auf und puddelt noch eine Weile hin und her, bevor sie über den "Slipway" am Ende des Kais wieder aus dem Wasser steigt. Die beiden Herren kommen ihr bewundernd und hilfsbereit mit einem Badetuch entgegen, dann verschwindet die Dame,  scheinbar ziemlich verkühlt, wieder in dem Boot. In der Zwischenzeit bringen die beiden Herren geschäftig einige Grillutensilien an Land und starten ein Feuer. Wir grinsen, denn unser Wetterdienst sagte das Wiedereinsetzen des Regens für 18 Uhr voraus – und hatte recht mit seiner Prognose. Während wir gemütlich in der Horizon zu Abend speisen, bemühen sich unsere Nachbarn um den Erhalt der Flammen, leider ohne großen Erfolg. Nur der zuletzt aufgespannte Sonnenschirm verhindert eine kulinarische Katastrophe bei unseren Nachbarn.


29.09.2020

Am nächsten Morgen starten die Nachbarn lange vor uns, als wir noch in aller Ruhe frühstücken. Nachher machen wir uns an die Bewältigung der Schleusen Basse Vaivre, Domangevelle und Vougécourt und erreichen Corre. Hier legen wir zum Mittagessen an, bekommen für zwei Euro Strom von der schweizer Dame, die sich hier um die "Capitainerie" kümmert. Rüdiger und Bärbel besorgen neues Baguette-Brot und Mandelteilchen beim Bäcker im Ort. Das Mittagsmenu besteht diesmal aus einem deftigen "Chilli-con-Carne" dem wir den am Sonntag übriggebliebenen Reis hinzufügen und zum Nachtisch gibt es wieder ein Stück vom Maronenkuchen.

Am Nachmittag setzen wir unseren Weg fort.  In der Schleuse von Corre muss jemand aussteigen und die Fernbedienung mit samst dem kleinen Karton in den Automaten stecken. Erst dann geht der Schleusenvorgang weiter und wir können in die Saône einfahren. Unser Captain bemerkt sofort eine Änderung im Verhalten der Horizon2 – im tieferen Fluss, der viel mehr Wasser führt als der Kanal, hört das Schlingern auf und das Boot ist leicht auf geradem Kurs zu halten. Wir bewältigen ohne Probleme die Schleusen von Ormoy, die uns als "Kammer des Schreckens" in Erinnerung geblieben  ist, und die nächste bei Cendrecourt. Dort biegen wir in einen Nebenarm der Saône ein, wo wir eine einsame Anlegestelle finden, die uns sehr gut gefällt. Leider gefällt sie auch einem jungen Schweizer Paar, die kurz nach uns mit ihrem Boot neben der Horizon anlegen. Sie kennen diese Stelle und informieren uns, dass es seit kurzem einen Aldi-Markt in 800m Entfernung an der Straße zwischen dem Dorf und der Wirtschaftszone gibt, mit dem Fahrrad leicht zu erreichen. Sie bieten uns sogar an, uns etwas mitzubringen, aber dank unserer durch Erfahrung gestählten Organisation fehlt es uns an nichts. Wir verbringen eine ruhige Nacht Bug an Heck mit dem Schweizer Boot, und am nächsten Morgen verlassen auch diese Nachbarn den Platz lange vor uns.


30.09.2020

Dieser Tag verspricht etwas schöner zu werden, also beschließen wir, die ruhige Saône noch ein Stück weiter hinunter zu fahren. Die Horizon2 schlingert überhaupt nicht mehr. Rüdiger genießt richtig die Fahrt mit voller Kraft voraus, wobei das Boot ohne Probleme auf Kurs bleibt. Auch ich habe später keine Schwierigkeiten, das Boot zu führen.  Nach der Schleuse von Montureux-les-Baulay kommen wir an die Anlegestelle von Baulay, die wir so gerne mögen. Der Anlegesteg wurde repariert und ganz neu gemacht, die Sonne kommt heraus und es wird richtig warm. Bärbel will sich ein bisschen umsehen und fährt mit dem Fahrrad bis ins Dorf Baulay hinauf. Dort liegen in einem Vorgarten Kürbisse aus – "zu verschenken" steht auf einem Schild. Sie steckt drei kleine davon in ihren Rucksack und hinterlässt doch einen fünf Euroschein. Zurück an Bord gibt es diesmal einen Gratin aus Kartoffelpüree mit Schinken und Rosenkohl. Den Rosenkohl hatte ich vorgekocht und bei Ankunft im Eisfach verstaut. Nach dem Mittagessen nehmen wir unsere Fahrt in hellem Sonnenschein wieder auf. Wir kämpfen uns die wunderschöne Saônelandschaft flussaufwärts durch die drei Schleusen zurück nach Corre, wo wir in der Schleuse erst wieder die Fernbedienung aus dem Automaten "ziehen" müssen.  Der Abend ist ruhig und klar, wir haben wieder Landstrom für 12€ und bei Vollmond verbringen wir die Nacht.


1.10.2020

Am nächsten Morgen ist der Himmel noch klar, bedeckt sich aber bald wieder. Die Sonne hat große Schwierigkeiten, sich durchzuwinden. Wir beschließen, uns vorsorglicherweise wieder langsam Fontenoy zu nähern und starten gemütlich nach dem Frühstück kanalaufwärts. Trotz den Regentagen ist immer noch Niedrigwasser und erneut hat unser Captain Schwierigkeiten, die Horizon2 auf geradem Kurs zu halten.

Bärbel darf auch ein bisschen steuern, hat aber die gleichen Schwierigkeiten mit dem Schlingern. Als Rüdiger das Ruder wieder übernehmen will, bricht das Boot aus und rumpelt ziemlich ungestüm ins Ufer. Zum Glück ist die Horizon solide und hat keinen Schaden genommen. Nur ich war in diesem Moment in dem kleinen Bad und wurde mit dem Kopf zuerst in die Tür geschubst. In der Küche haben sich die Schubladen geöffnet und einige Dinge sind zu Boden gefallen. Etwas benommen stelle ich die Ordnung wieder her.

Kurz vor Mittag erreichen wir Selles. Das Städtchen ist eigentlich in ganz Frankreich bei den Käseliebhabern bekannt, kommt doch der bekannte "Chèvre cendré, ein mit Asche bestäubter Ziegenkäse, her. Bärbel und ich machen eine Runde im Dorf, aber es ist wie ausgestorben und die Käserei, die man normalerweise besuchen kann, ist wegen Corona-Maßnahmen geschlossen.

Ich wechsle einige Worte mit der VNF-Angestellten, die die Drehbrücke ganz allein betätigt. Gerade ist ein anderes Boot durchgefahren und der kleine rote Renault der Feuerwehr mit dem Blaulicht, der über die Brücke möchte, muss zwei Minuten warten. Die Brückenwärterin bemerkt: "Ja, wenn die auch die Sirene nicht eher einschalten, kann ich nicht wissen, ob ich die Brücke geschlossen halten soll!" Als sie die Brücke wieder herumgedreht hat, saust das kleine rote Auto schnell in Richtung Dorf. Ich gehe auf die andere Kanalseite, wo ich, trotz des jetzt einsetzenden Regens, schnell noch ein Foto schieße. Am Boot zurück, beschließen wir, trotzdem noch etwas weiter zu fahren, bis an unseren Lieblingsplatz nach der Schleuse "Pont de Bois". Es ist nicht mehr weit und wir lassen den Regen hinter uns.

An diesem Tag lautet das Mittagsmenu "Putengeschnetzeltes in Sahnesauce mit Nudeln". Das Geschnetzelte war im Eisfach deponiert, und die Sahnesauce wurde ganz einfach mit einer zerdrückten Kartoffel eingedickt. Zum Nachtisch nehmen wir uns eine Schokocreme oder eine Joghurt.

Am Nachmittag machen Bärbel und ich einen Spaziergang ins Dorf Pont-de-Bois. Viele Häuser sehen verlassen, nur wenige gut gepflegt aus. Vor einem der Häuser bietet jemand frisches Gemüse an, am Fenster der Sakristei der kleinen Kirche mit schönen, aber schmutzigen Buntglasfenstern hängen weiße Spitzenvorhänge.  In der Veranda eines der Häuser entdecken wir Käsereimaterial und in einem geräumigen Stall gegenüber stehen Ziegen, die neugierig an die Stalltür kommen, als wir nach ihnen sehen. Wir nehmen an, dass auch sie die Käserei in Selles beliefern.

Als wir zur Anlegestelle zurückkommen, wartet Rüdiger schon auf uns. Wir kehren auf die Horizon2 zurück und vertreiben uns den Rest des Nachmittags mit einem Zahlenspiel.

Nach dem Abendessen ist "Lesestunde", ich darf einige "Perlen" aus meinem Laptop zu Besten geben...


2.10.2020

Freitag Morgen und es regnet wieder. Wir frühstücken in Ruhe, in der Hoffnung, der Regen würde aufhören. Leider hat Petrus keine Lust, unsere Gebete zu erhören, also beschließen wir, trotz allem loszufahren. Rüdiger holt seine Regenkleidung aus der Reserve und entscheidet, dass er trotz allem vom oberen Kommandostand aus steuern wird. Er hat auch noch einen Hut dabei, mit dem er ziemlich lustig aussieht. Mit Bärbel bewältigt er die Schleusen ohne Leinen und wir kommen ziemlich schnell vorwärts. In der Zwischenzeit versuche ich, mit einem Frotteetuch der Feuchtigkeit im Inneren des Bootes Herr zu werden. Bei diesem konstanten Regen konnten wir die Belüftungsklappen nicht öffnen, so sammelte sich das Kondenswasser an Wänden und Fenstern. In diesen Momenten muss man zugeben, dass Hausbootferien eigentlich nur bei schönem Sommerwetter angenehm sind.

Zur Mittagszeit haben wir Fontenoy, den Heimathafen der Horizon2 wieder erreicht und legen gleich bei der Basis von LeBoat an, um vom Landstrom zu profitieren. Unser letztes Mittagsessen an Bord besteht aus einem deftigen Linseneintopf mit Karotten- und Kartoffelstückchen und Würstchenscheiben. Als Nachtisch gibt es das letzte Stück Maronenkuchen, das 3 Tage im Eisfach verbracht hatte.

Am späten Nachmittag kommt die Horizon5 in die Basis zurück, die am vorigen Samstag noch vor uns ausgelaufen war und legt neben uns an. Sie ist viel größer als unsere Horizon2 und mit acht Personen bemannt, von denen sich zwei auch daran machen, das Abendessen vorzubereiten. Es sieht ein bisschen aus wie in einem Aquarium, denn die Scheiben sind dort angelaufen und die Nässe trieft daran herunter. Bei uns ist alles klar und trocken... dank meiner Trockenaktion mit den Frotteetüchern am Vormittag.

Am späten Nachmittag versammeln wir unsre Habseligkeiten und bereiten unser Gepäck vor, packen schon das Küchenzubehör zusammen. Dann verbringen wir noch einen gemütlichen Abend mit unserem Familienspiel.


3.10.2020

Samstag Morgen – Zum Frühstück gibt es Reste! Dank unsrer hervorragenden (würde Rüdiger sagen) Organisation ist der Kühlschrank fast leer und wir haben kaum etwas übrig. Nur sechs Äpfel haben die gesamte Zeit überlebt und dürfen wieder mit nach Straßburg zurückreisen... Ich hole das Auto an den Kai und in bewährter "Kettenmanier" entladen wir die Horizon genauso schnell wie wir sie am Samstag vorher beladen hatten.

Neben uns wird die Horizon5 entladen. Die Besatzung kommt aus Esslingen, wie ich an den Autokennzeichen erkennen kann. Die Leute haben sogar einen Anhänger dabei, in den sie eine Unmenge von Material und Vorräten wieder zurückladen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass uns bewundernde Blicke streifen, weil wir nur ein Minimum an Gepäck dabei haben und kaum übrig gebliebenes wieder in den kleinen Benz einladen. Für die Rückfahrt haben Bärbel und Antonio auf der Rückbank jetzt mehr Platz.

Wir wählen ein Route durch die Vogesen und halten zu Mittag in St. Die des Vosges (Julio’s), wo wir in einem kleinen Restaurant sehr gut essen können. Da Rüdigers Zug nach München erst am Abend abfährt, haben wir den Nachmittag noch für uns. Ich zeige Bärbel und Rüdiger das Memorial des ehemaligen Konzentrationslagers "Struthof", Dann fahren wir auf den Odilienberg zum Kloster hinauf und erleben dort noch die herrliche Aussicht über die Elsässer Ebene und das Rheintal dank einem wunderschönen, sonnigen Nachmittag. Wir beenden ihn mit einer kurzen Besichtigung des Städtchens Barr und einer Tasse heißen Tees dort auf der Straßenterrasse einer Konditorei. Um 19 Uhr erreichen wir den Straßburger Bahnhof, wo Rüdiger mit Bedauern wieder in den Zug nach München steigt.


© Copyright by R.D. F-67300 Schiltingheim, 10/2020

Die Dame, Autorin, war der IO (Renate)  auf der Horizon und hat neben den navigatorischen und seemännischen Glanzleistungen zusammen mit dem IIO (Bärbel)  auch eine hervorragende Haushaltsorganisation, sowie ein ausgezeichnetes Catering geschaffen. Vor allem bei den Schleusenoperationen waren beide Damen einsame Spitze. Die blaue Stange die den Schleusenvorgang startet war nämlich ziemlich schwer anzuheben, da das Boot eine sehr breite aber gute Scheuerleiste hatte. Auch das Anfunken der Radarsäulen war manchmal etwas schwierig, da die Quittung durch gelbes Funkellicht nicht immer sofort gegeben wurde, aber der IIO hat das Problem exquisit gemeistert. 

Anmerkung zum "Schlingern":

Die Autorin hat diesen Terminus nicht korrekt gewählt, sie hat gemeint, das Boot ist bei der geringen Wassertiefe leicht aus dem Ruder gelaufen, bzw. es war schwierig Kurs zu halten, immerhin hatte die Horizon 1 Meter Waterdraft. Man merkte den Unterschied sehr deutlich als wir auf der Saone fuhren die wesentlich mehr Tiefgang hatte.

Siehe auch: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Squat

Die Horizon 2 in "Pont de Bois" (c) Rüdiger Steinacher 2020

Die schöne Brücke über den River Coney in Selles (c) R.D. 2020


Weitere Informationen (Quelle: Hausboot.de)

Schleusen am Vogesenkanal: https://hausboot.de/reisebericht-41-Schleusenrallye-am-Vogesen-Kanal-mit-dem-Hausboot.htm

Sender und Empfänger für die Automatikschleusen: https://hausboot.de/medien/Reiseberichte/2019-Vogesen-Kanal/9-2-Fernbedienung-und-landseitiger-Empfaenger.jpg

Automat für die Fernbedienungen: https://hausboot.de/medien/Reiseberichte/2019-Vogesen-Kanal/8-Automat-fuer-die-Fernbedienung.jpg

Hier sehen Sie ein sehr gute Übersicht zur Schleusenbedienung:

http://www.beluga-on-tour.de/html/Allgemeine%20Information_clip_image002.gif

Tipps zum Schleusen (Automatikschleusen):

Bei der ersten Schleuse sollte man bei einer Bergschleusung die Leinen zumindest mit der Mittelklampe belegen.
Wenn der Zug beim Befüllen der Schleuse, also wenn die Schütze öffnen, beherrschbar ist, können Sie als erfahrener Skipper, sofern Ihr Boot allein in der Schleuse ist, auf eine Leinensicherung verzichten.
Sobald der Schwall nach dem Öffnen der Schütze kommt, mit der Maschine voraus einkuppeln, später etwas nach zurück. Der Schwall geht zuerst nach hinten und kommt dann zurück. Mit der Maschine gefühlvoll reagieren!
Die Maschine natürlich während des ganzen Schleusenvorgangs laufen lassen.
Im Notfall kann man auch an der Leiter eine Leinensicherung anbringen, dies wird allerdings nicht gerne gesehen, aber niemals die glitschige Leiter hochklettern!
Ich habe selbst in diversen Schleusen ohne Leinensicherung gearbeitet, aber auch viele Berichte von Erfahrenen gelesen.

Infos zur Infrastruktur

Gute Bäckerei in Corre: https://goo.gl/maps/oMrooEgFL9wgpaUFA
Es gibt auch einen Intermarche Supermarkt in Corre SW der Bäckerei https://goo.gl/maps/CpjAUbMGQ3FVt4RL6

Gute Bilder und Videos
Schleusen
Wie arbeitet man mit den Nischenpollern
Wie wird richtig geschleust, auch mit Joystick
Richtig schleusen, wie geht das?
Einige gute Beschreibungen und Beurteilungen der Wasserwege






Dorf Baulay  Saone mit neuem Anleger (c) Rüdiger Steinacher



Einige Impressionen die auf der Saone, dem einzigen schönen Tag, auf dem Weg zurück zum Vogesenkanal, aufgenommen wurden von © Bärbel B. F-28700  10/2020





Im Portal Skipperguide können Sie das gesamte Reiselogbuch vom Törn 10/2020 lesen.
Die Brücke über den River Coney in Selles (c) R.D. 10/2020

Schöner Eingang in Barr (c) R.D. 10/2020

https://de.wikipedia.org/wiki/Canal_des_Vosges

10 Kommentare:

  1. das Schlingern des Bootes hat nichts mit der Wassertiefe zu tun

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    1. Ich habe nicht vom Schlingern gesprochen, sondern darum dass das Boot leicht aus dem Ruder läuft, wenn die Wassertiefe zu gering ist!

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  2. egal wie man es nennt, ob aus dem Ruder laufen oder wie die Dame schreibt von Schlingern...
    es hat trotzdem nichts mit der Wassertiefe zu tun

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    1. Da bin ich ganz anderer Meinung.Mit 50 Jahren Bootsurlaub habe ich das sehr oft getestet. Bei zu geringer Waterdraft ist das Steuern eben schwierig, da kann der Kurs nicht einfach gehalten werden. Es gibt da auch englische Literatur die von dem Wasserdruck im engen Kanal schreibt! Wie schon gesagt ich habe das oft getestet, denn der Beweis war ja da, auf der Saone war das Problem sofort behoben, also lag es nicht am Steuermann oder am Boot, sondern nur an der Wassertiefe!

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  3. Habe mir die Bilder vom Canal des Vosges angesehen, aber der Wasserstand ist da ganz normal. Damit hat es da laut VNF 2,2m garantierten Tiefgang. Auf der Petit Saône im oberen Teil "nur" 2m. Und auch in den beiden Tunnelabschnitten. Da hat man also bei einem Tiefgang von einem Meter immer noch mind. 1m "Luft" - nicht die Wassertiefe sondern die Kanal/Flußbreite, Geschwindigkeit und das Boot (und wie das Steuer reagiert) sind die Faktoren. An der Scheitelhaltung des Kanals war viel weniger Wasserhöhe und trotzdem hat da das Boot mit 1m Tiefgang keine Probleme gemacht.

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    1. Lieber Markus, besten Dank für diese wirklich interessanten Ausführungen. Wenn Du meine Blogs liest, dann komme ich fast zu denselben Schlussfolgerungen. Jedenfalls hat mein IO und auch der IIO immer Schlangenlinien gefahren! Vermutlich warst DU der bessere Skipper, deshalb hattest Du mit der Linssen keine Probleme! Wir hatten ja die sehr breite Horizon!

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  4. Lieber Markus wie kommst Du auf 2,2 Meter Tiefgang, laut EDB sind nur 1,8 Meter garantiert!!!!! Und aus den Bildern kannst DU den niedrigen Wasserstand nicht ablesen, da ein Bild vor der Schleuse aufgenommen wurde und dort war der Wasserstand OK!

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  5. - die 2,2m für den Vogesenkanal und die 2m für die Saône stammen von der offiziellen VNF Webseite - und das sind die garantierten Höhen. Bei uns waren die Wasserstände bei den Schleusen in diesem Bereich genau gleich hoch, da sind sie dann im Unterwasser der nächsten Schleuse Kanalaufwärts auch nicht so niedrig. Und das eine Foto an dem Stausee ist ziemlich genau zwischen zwei Schleusen. Außerdem entleeren die Schleusen nach einer Bergschleusung immer in die darunterliegende Haltung. Zeig doch mal ein Foto wo der Wasserstand niedrig ist....

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    1. Kannst DU mir den Link geben wo die 2,2 Meter stehen, denn bei unserem Törn war der Canal ab Schleuse 21 gesperrt, wegen Wassermangel.
      Der niedrige Wasserstand war deutlich am Ufer zu sehen, die Marken erkennt man ja sofort.
      Bilder habe ich ken davon es hat ja immer geregnet. Die einzigen Bilder an einem schönen Tag stammen ja von der Saone dort war der Wasserstand ja OK!
      Nach den allgemeinen Informationen ist auf den Kanälen nur 1,8 Meter garantiert!

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  6. also das eine Bild des Kanals von Dir mit dem Boot entlang dem Stausee des Coney hat den gleichen Wasserstand wie bei uns - und da ist man ziemlich genau zwischen zwei Schleusen. Im oberen Kanalbereich war es auch bei uns anders - und ja der Kanal ist oben jetzt gesperrt, damit das Wasser für den unteren Bereich reicht. Die 2,2m Wassertiefe für den Kanal ist das was die VNF als Tiefe garantiert (außer es hat Hochwasser oder extreme Knappheit wie im oberen Kanalbereich). Dasselbe gilt für die 2m auf dem oberen Abschnitt der Petit Saône - möchte damit eben aufzeigen, dass die Saône da nicht wirklich tiefer als der Kanal ist, wie Du geschrieben hast.
    Findet man unter Mouillages bei VNF.

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